Der HERR ist mein Hirte

Liebe Leserin, lieber Leser,
Der HERR ist mein Hirte – ich hätte da mal eine Frage an einen biblischen Dauerbrenner…
Der bekannte Psalm 23 wird dem 2. Sonntag nach Ostern, den wir heute feiern, zugeordnet. Dieser Sonntag wird auch „Sonntag des guten Hirten“ genannt. Ohne Zweifel: Gäbe es so etwas wie „biblische Charts“, könnte man den Psalm 23 als den größten Hit aller Zeiten bezeichnen. Diesen Psalm können immer noch viele Menschen auswendig. Was er inwendig mit den Betenden macht, ist eine andere Frage.
RalphvanDoorn
Ralph van Doorn
Studierendenpfarrer in der ESG Siegen, wäre am heutigen Sonntag bei uns zum Predigen gewesen …
Was mich immer berührt hat, ist die Tatsache, dass dem 23. Psalm eine idyllische Station des Achenbacher Wanderweges gewidmet ist und an dem so schönen Ort zum Nachdenken anregt (Großenbach – Quelle).

Als ich vor beinahe 2 Jahren von Opel Corsa auf Fiat Panda umgestiegen bin und mir also endlich einen richtig großen Sportwagen leisten konnte, wollte ich ein neues Nummernschild. Ich beantragte SI – PS 23. Klar, ganz kirchenferne bzw. glaubensferne Zeitgenossen könnten angesichts dieses Schildes auf die Idee kommen, der Panda bringe es immerhin auf 23 Pferdestärken. Wäre das so, hätte ich (immerhin) SI – PS 70 beantragen müssen. Hab ich aber nicht. Siehe, Psalm 23! Das sollte die Botschaft sein. Wo das Auto auch stünde, so dachte ich mir, würde der Panda (dessen tierische Farben ja zum Kostüm landeskirchlicher Pfarrersleute passen) ganz vorsichtig und subtil missionieren. Außerdem hätte ich mir dieses Nummernschild besser merken können.

Aber jetzt zur Frage an den biblischen Dauerbrenner: Wenn wir als Gemeinschaft(en) oder als einzelne um unser Gottvertrauen ringende Menschen die Worte „Der HERR ist mein Hirte“ sprechen, passiert dann nicht etwas unfreiwillig Komisches? Wollen wir blökende Schafe sein und vom Herdentrieb geleitet unseren Weg durchs Leben gehen? Ich weiß, dass jede und jeder von euch weiß, dass man mit bildhafter Sprache vorsichtig umgehen sollte, dass es bei diesem Psalm um tiefes Vertrauen auf Gott geht. So drückt es Vers 4 in der nahe beim Hebräischen bleibenden Übersetzung Martin Bubers aus: Auch wenn ich gehn muss durch die Todschattenschlucht, fürchte ich nicht Böses, denn du bist bei mir … Das ist in der Tat eine wunderbare Perspektive – zu wissen, dass ich im Leben und im Sterben nicht preisgegeben und allein gelassen werde.

Aber dennoch gibt es geistliche Denkstrukturen, die einem dümmlichen Untertanengeist frönen und auf diese Weise leider die Freiheit verspielen, zu der Christus uns befreit hat (Galater 5,1). Ohne jeden Zweifel gehört zu dieser Freiheit auch die Freiheit, zu denken. So sieht Paulus das in 1. Korinther 14,20: Seid nicht Kinder, wenn es ums Verstehen/Denken geht …; im Verstehen seid erwachsen/vollkommen. Ohne Antworten zu befragen, ohne zu diskutieren und Kontroversen geschwisterlich auszutragen, gibt es keine lebendige Gemeinschaft im biblischen Sinn. Es mag jede Menge Gemeinden geben, die quantitativ betrachtet sehr gut unterwegs sind und die Fülle als Segensbeweis deklarieren. Doch Vorsicht! Leider ist es wieder und wieder so, dass Menschen oder Gruppen, die auf einfache Antworten und gut verpackte Formeln setzen, Menschen an sich binden. Fragensteller gelten in solchen Gruppen nicht selten als Nestbeschmutzer oder als Zersetzer der Einigkeit. Ich weiß sehr genau, wovon ich reden – bin ich doch vor recht genau 36 Jahren aus meiner frommen Gemeinde geflogen, weil ich Theologie und Biologie studierte und ich die fundamentalistische Bibelauslegung der Prediger nicht mehr verstand. Übrigens, ohne Witz: Diese landeskirchliche Gemeinde, die auf die schlichtesten Antworten setzte, wurde wöchentlich von 500 bis 600 Menschen besucht.

Wir sind weder Schafe noch Ziegen. Es käme doch einer Katastrophe gleich, wenn wir als Gemeinschaft(en) unsere Einheit mit Einheitlichkeit verwechselten.

Der HERR ist mein Hirte. Ich möchte das in etwa so verstehen: Der Dreieinige Gott ist „schon für sich selbst kein einsames Wesen, vielmehr als Vater, Sohn und heiliger Geist ein auf sich selbst in Freiheit und Liebe bezogenes Gemeinschaftswesen“. (Eberhard Jüngel) Gottes Sehnsucht geht dann entsprechend eindeutig in folgende Richtung: „Der Mensch kann und soll als Gemeinschaftswesen dem dreieinigen Gott entsprechen.“ (Jüngel)

Freiheit und Liebe – wenn diese zur Erfahrung werden und zur Grundhaltung einer jeden, eines jeden unserer Gemeinschaft(en), dann, ja dann sollten wir dem Herdentrieb folgen. Der Geist der Freiheit und der Liebe möge dauernd brennen!

Viele Grüße vom Effertsufer 12 und einen gesegneten Sonntag
Ralph van Doorn
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Fürbitte zu diesem Sonntag

Du guter Hirte, Jesus Christus. Sind wir wie irrende Schafe? Wir sehnen uns danach, den Weg zu kennen. Du weißt ihn. Zeig uns den Weg. Zeig ihn denen, die uns regieren, die über uns bestimmen, die unser Wohl wollen. Du guter Hirte, suchst du uns? Bringe uns auf den richtigen Weg. Erbarme dich.

Du guter Hirte, Jesus Christus. Wir sind gefangen in unserer Sorge. Du siehst die Ängste der Welt. Schau auf die Menschen, die keinen Ausweg sehen - auf der Flucht, in Lagern, im Krieg. Schau auf die Menschen, die kein Zuhause haben, wo sie Schutz finden. Und schau auf die, für die der Schutzraum zur Gefahr wird. Du guter Hirte, suchst du sie? Steh ihnen bei und trage sie auf deinen Schultern. Erbarme dich.

Du guter Hirte, Jesus Christus. Siehst du den Glauben? Siehst du die Hoffnung? Unsere Nachbarn im Ramadan. Unsere Geschwister in der Ferne. Unsere Gemeinde, deine Kirche. Dir vertrauen wir, denn du bist bei uns, bei dir wird uns nichts mangeln. Tröstest du uns? Bereite uns den Tisch und bleib bei uns. Erbarme dich, heute und alle Tage. Amen.

Dieses Gebet stammt von der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschland (VELKD).

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