Zum Inhalt springen

Dialogpredigt zu 2. Könige 2 (van Doorn/Rink)

Am 19. August haben wir unseren Gottesdienst gemeinsam mit anderen Kirchen in der Martinikirche in Siegen gefeiert. Dort findet jährliche der “Predigtsommer in Martini” statt. In diesem Jahr hat unser Pastor Sebastian Rink (SR) die Predigt gemeinsam mit Pfarrer Ralph van Doorn (RvD) aus der benachbarten Christus-Kirchengemeinde am Fischbacherberg gehalten. Da es keine Audio-Afnahme für unseren Podcast gab gibt es die Predigt hier zum Nachlesen.

Gnade sei mit euch und Friede von dem,
der da ist und der da war und der da kommt. Amen.

(RvD) Bisher kämpfte Elia allein gegen den korrupten König und seine Frau. Mutig war er – und dann doch auch voller Angst. Hin und hergerissen war er – zwischen seinem Eifer für Gott und für die Durchsetzung Seines Willens und dieser Erschöpfung eines komplett ausgebrannten Menschen. Es gab ja durchaus etwas zu verlieren. Hätte er den Baalsanhängern (und ihrer Theologie, die den Namen Gottes nur benutzt, um die eigenen Wünsche durchzusetzen) das Feld überlassen, wäre am Ende die Hoffnung auf bessere Zeiten für die kleinen Leute eben doch gestorben. Auch wenn Elia über die Grenze ging, baute Gottes zärtliche Liebe ihn wieder auf. Gott begegnete ihm auf diese unfassbare leise Weise. Gott sorgte für ihn – und stellte ihm Elisa an die Seite. Elisa folgte Elia nach und diente ihm. Elias Klage, ganz allein zu sein mit dieser großen Aufgabe, beantwortet Gott. Elia ist nicht mehr allein. Er kann seine Hoffnungen und seine Schmerzen teilen. Doch sein Abgang produziert dann wieder neue Ängste – und die Schmerzens des Abschiedes. Elisa bleibt zurück!

Lesung: 2. Könige 2,1-18 – aufgeteilt in die Rollen Erzähler, Elia, Elisa, Prophetenjünger

Liebe Gemeinde,

was für ein Abgang. Kein modernes Drehbuch eines Fantasyfilmes könnte diesen Abgang spannender inszenieren. Sturm und feuriger Wagen samt in Flammen stehender Pferde nehmen Elia mit nach oben. Alle Gesetze der Schwerkraft werden in dieser symbolischen Erzählung außer Kraft gesetzt. Elia wird genommen – und der unser Leben bestimmenden Dimension von Raum und Zeit entrissen.

Was für ein Abgang. Sind nicht die unfassbaren Schmerzen zu spüren, die Elisa nun zu tragen hat? Er hatte alles hinter sich gelassen. Seinen Beruf als Bauer, seine Eltern. Er folgte Elia und stellte mit dieser Nachfolge sein ganzes Leben in den Dienst Gottes. Elia war ihm zum Vater geworden. Und er – Elisa – dem Elia zum hörenden Sohn. Sie waren miteinander unterwegs. Und nun diese krasse Erfahrung von Trennung. Unsere Erzählung bereitet uns langsam darauf vor. Elia will Elisa zurücklassen – aber Elisa will nicht von ihm lassen. Er sieht seinen Weg nur in diesem Gespann. Hat er einen eigenen Weg? Er sieht ihn nicht. Er weiß genau, was auf ihn und Elia zukommt. Die Prophetenjünger erinnern ihn daran. Und Elisa verbietet ihnen den Mund. Er will nicht verlassen und nicht verlassen werden. Doch das Unvermeidliche geschieht auf diese furiose Art und Weise. Das Ende der Geschichte des Elia (bzw. der Doppelpunkt, der hier gesetzt wird) entspricht in gewisser Weise dem Anfang. Nichts wird von Elias Geburt erzählt. Nichts von den Eltern, vom Beruf. Elia ist einfach da – und bringt Gott zur Sprache (1.Könige 17,1). Sein Kampf für Gottes Wort bzw. an Gottes Seite bringt ihn unmittelbar in Lebensgefahr. Das ist bis heute so, wenn die sich selbst vergötternden Machthaber oder Machtstrukturen befragt und angegriffen werden. Wie erschreckend das aktuelle Beispiel Nicaragua ist. Vor vielen Jahren kämpften die heute Regierenden gegen die rechte Diktatur. Für viele politisch Aktive unter uns hatte der Begriff „Sandinisten“ Ende der 70iger Jahre einen guten Klang: Es ging um den prophetisch motivierten Kampf für Freiheit und für Gerechtigkeit. Und Kirchenleute unterstützten diesen Kampf. In den letzten Monaten ließ das Regime viele Menschen – gerade auch kirchlich Engagierte – verschleppen, foltern, umbringen, weil sie Gottes Sehnsucht nach Gerechtigkeit zur Sprache bringen. Die Befreier wurden zu Unterdrückern. Und die alten Gefährten, die notwendige Kritik anbringen müssen, werden zu Feinden erklärt, denen man den Mund verbieten will – oder gleich das Leben nimmt.

Steckt in der Erzählung des Anfangs und des Endes der Geschichte Elias eine Botschaft? Werden wir hier auf die notwendige Spur gebracht und daran erinnert, dass Gottes Wort und Wirken ganz frei und unabhängig sind? Wir haben nichts in der Hand. Und wenn wir am Namen Gottes herummanipulieren, dann erreichen wir nichts. Außer einer Fixierung menschenverachtender Ideologien – wie wir es heute in Nicaragua sehen.

 

***

 

(SR) Wie leicht fällt es, sich in eine Ideologie, in ein System aus Überzeugungen zu verbeißen. Wenn wir Gott nicht Gott sein lassen und bloß unseren allmächtigen Wunschvorstellungen hinterherlaufen. Alte Formeln auswendig gelernt voruns her tragen. Ohne den wachen Blick für das, was ist. Ohne ein Gespür für das, was gerade wirklich wichtig ist. Bloßes „Wissen“, ohne jede Weisheit. Die Erzählung vom Generationswechsel der Propheten ist mir eine Geschichte von Weisen – und Besserwissern. „Weißt du auch, dass der Herr heute deinen Herrn hoch über dein Haupt hinwegnehmen wird?“Elisa wusste es ebenso wie die Prophetenjünger – und doch gehen sie so verschieden mit ihrem Wissen um.

Da sind die vielen Schüler, die ihr Wissen vor sich her tragen. Ihnen scheint schon dasgenug zu sein. Ungefiltert lassen sie ihre „Wahrheiten“ auf die Menschheit los – auf diesen einen Menschen, der gerade zutiefst unter eben dieser Wahrheit leidet. Wie nah ist mir das! Ein gut gemeinter Satz ins Fettnäpfchen, ungewollt. Das eine oder andere Körnchen Salz, womöglich nicht ganz so ungewollt in die Wunde gestreut. In einem dunklen Moment erinnere ich vielleicht mit ganzer Absicht einen Menschen daran, wie tief sie oder er eigentlich im Dreck sitzt. Wenn der Moment dunkel genug ist, fühle ich mich dadurch womöglich sogar selbst besser.

Aber da ist auch noch Elisa. Auch er „weiß“. Doch begnügt er sich nicht damit, sondern er macht etwas daraus: „Ich verlasse dich nicht.“ sagt er. Der Mensch Elia ist ihm wichtig. Der Mensch ist ihm wichtiger als jede Wahrheit, über die zu diskutieren sein könnte. Er kehrt sein Wissen nicht nach außen, sondern ist sich bewusst: wichtiger als vermeintliches Besserwissen zu verbreiten ist es, geteiltes Leben von Menschen zu empfangen. Elisa bittet: „Dass mir zwei Anteile von deinem Geiste zufallen.“ Geist ist göttliche Lebenskraft. Sie ist das, was unbewegliche Menschen unsichtbar bewegt: Wie es der Wind mit den Bäumen tut, wie es Eltern mit einem Hauch auf verwundete Kinderknie tun. Elisa möchte noch mehrLeben teilen, möchte noch mehrAnteil haben am Leben des Elia.

Wie oft geht das unter – da macht der Streit um das bessere Wissen das gemeinsame Leben schwer, manchmal gar unmöglich. Erst ein Abschied scheint zu lehren, dass das Göttliche nicht zuerst zwischen Buchdeckeln steckt – und sei es das „Buch der Bücher“ – sondern dass es zwischen Menschen geschieht.

 

***

 

(RvD) Das kann ich sehr gut hören: Das Göttliche geschieht zwischen Menschen. Wer das nackte Wissen des Buches nimmt und es den Leuten um die Ohren haut, tut den Menschen im Namen Gottes Gewalt an. Und er oder sie tut dem Buch Gewalt an. Ich glaube, dass es genau diese das echte Gespräch verweigernde Art ist, mit der Bibel umzugehen, die den unfassbar schlechten Ruf der Bibel in der Öffentlichkeit begründet. Auch davon erzählt die Eliageschichte. Elias Kampf gegen Baal und gegen das, wofür der Götze steht, mag richtig und wahr gewesen sein. Auch wir als Kirche schweigen ja nicht, wenn Menschen ihre Gier nach Macht und Besitz verabsolutieren und da den Stempel „Christlich“ draufdrücken. Wir müssen unsere Stimme erheben, wenn im Namen des christlichen Abendlandes andere Menschen ausgegrenzt werden. Wir wollen nicht auf beiden Seiten hinken. Es stimmt ja, was man so sagt: Wer für Alles offen ist, der ist nicht ganz dicht. Die schwarz-rot-gelben Kreuze, die „brüllende Pegida Propheten“ vor sich her tragen, sind ein Beispiel dafür, dass die Baal-Ideologie nicht Halt macht vor dem, was uns heilig sein sollte. Auch die Bibel wird allzu oft im Geiste des Baal gelesen, gelehrt, ausgebrüllt – zum Schaden für sie selber, für Gott, für die Menschen und die ganze Schöpfung. Genau an dieser Stelle könnte doch von Elia gelernt werden – ja, auch von seinen Um- bzw. Abwegen könnte gelernt werden. Ja, man könnte nämlich die bange Frage stellen: Ist Elia nicht ein Stück weit dem Baal auf den Leim gegangen, als er mit den Baalspriestern abrechnete und sie abschlachtete? Das entsprach der grauenhaften Methode des Baal. Wie anders begegnete Gott dem krassen Eiferer. (S)Eine Stimme verschwebenden Schweigens war es, die ihn zurück auf den Weg brachte. Und diese Stimme steht doch auf menschlicher Seite gewiss für die Sehnsucht, genau hinzuhören. Erst hörend Lauschen, lauschend Hören – und dann vorsichtig, vielleicht auch stammelnd reden. Das wäre doch ein Wunsch. Für jeglichen seelsorglichen Zusammenhang. Bitte jegliche Belehrung unterlassen. Bitte der Bekehrung zum echten Gespräch Raum geben. Auch dann, wenn wir als Kirche öffentlich unterwegs sind: Bitte weniger Belehrung, aber mehr Bekehrung zum echten Gespräch.

Wie grausam der Weg des Belehrens sein kann, habe ich vor etlichen Jahren mit großem Schrecken erfahren. Meine jüngste Tochter war noch in der Kita. Plötzlich starb David, der Vater dreier kleiner Mädchen, die auch in die Kita gingen. Plötzlicher Herztod. Beim Kochen für die Kids. Von einer Sekunde auf die andere zerbrach die Familie.

Die Beerdigung war gespenstisch. Die Mädchen weinten furchtbar. Alle Kinder der Gruppe, zu der die drei Halbwaisen gehörten, weinten. Dann die schneidende Stimme des Pfarrers: Es mag ja alles sehr traurig sein, aber ob die Weinenden das Weinen nicht egoistisch fänden. Schließlich wäre der verstorbene Ehemann und Vater doch jetzt im Himmel. Dort ginge es ihm doch gut, viel besser sogar als auf dieser verdorbenen Erde. Das war wirklich ein Schock.

Wie anders die Geschichte des Abschiedes von Elia und Elisa doch unterwegs ist. Elisa bleibt dran an seinem Vater im Geiste. Was für eine Treue. Elia wechselt dreimal den Ort, mit der Bitte an seinen Schüler, loszulassen. Aber Elisa lässt sich nicht abschütteln. Irgendwann haben es die Prophetenjünger verstanden, dass nur eins dran ist angesichts des schweren Abschiedes: zu schweigen. Immerhin – ein Lernfortschritt. Die tiefe Begegnung zwischen den Beiden, die Elia gehen lassen kann und die Elisa mit dem Geist beerbt, kann nicht ohne die Beharrlichkeit des Jüngeren gegenüber dem Älteren gedacht werden. Als es dann so weit ist und Elia auf diese unfassbare Weise genommen wird, bricht es aus Elisa hinaus: Mein Vater, mein Vater. Wo ist nun der HERR, der Gott Elias? Dramatisch, menschlich, weil nichts beschönigt wird und der Schmerz Raum haben darf. (Klingt das nicht fast wie: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?)

 

***

 

(SR) „Er ist doch jetzt im Himmel“. Mir stockt der Atem. Wenn im Himmel kein Platz für den Schmerz ist – dann ist das nicht mein Himmel. Genau hinsehen! Die Offenbarung malt dieses wunderbare Bild von Gott: Dass sie die Tränen abwischen wird, wie eine Mutter. Das ist der Himmel. Kein billiges „Hör doch auf zu heulen!“– sondern ein Trösten. Ein Himmel ohne Schmerz wäre mir eine solche menschverachtende Ideologie. Ein Himmel ohne Trost und Tränen ist mir zu wenig. Es wäre mir bloß eine übertriebene Idealwelt.

Vor fast 20 Jahren lief der Film „Matrix“ in den Kinos. Die Menschheit wird von Maschinen beherrscht und lebt in einer programmierten Scheinwelt, mit der ihnen die Maschinen echtes Leben vorgaukeln. „Matrix“ heißt diese Welt. Die Menschen erleben sie praktisch genauso, wie wir sie kennen, es gibt eigentlich keinen erkennbaren Unterschied zu unserer Welt. Aber es ist schon die zweite Version dieser Welt. An einer Stelle im Film sagt eine der Maschinen: „Wussten Sie, dass die erste Matrix als perfekte Welt geplant war, in der kein Mensch hätte leiden müssen? Ein rundum glückliches Leben! Es war ein Desaster. Die Menschen haben das Programm nicht angenommen …“.

Es ist schwierig mit dem, was wir für göttlich halten. Sei es der perfekte Himmel oder seien es die spektakulären Erlebnisse. Letztere, die man „Wunder“ nennen könnte, hinterlassen auch in unserer Erzählung einen recht merkwürdigen Eindruck. Das feurige Gespann bewahrt Elisa nicht vor der Verzweiflung. Das geteilte Meer kann nicht verhindern, dass die Prophetenjünger falsche Erwartungen hegen. Sie wollen die Trauer aus dem Leben jagen, indem sie dem Betrauerten nachjagen. Vergeblich.

Elia wird mir in seinem hinweggerissen werden zum Bild für eine Welt, wie sie ist: manchmal furchtbar. Nicht immer so, wie ich sie für ideal halte. Und Elisa ist mir ein Symbol dafür, die Welt so wahrzunehmen,wie sie ist: Mit all ihren Verlusten, Abschieden, Ungerechtigkeiten. Mit all ihrem Abbruch an guter alter Tradition. Elisa wird mir zum Vorbild, das Beste draus zu machen und das göttliche nicht in eine ideale und spektakuläre Matrix auszulagern, sondern genau dort zu begreifen, wo er selbst, Elisa, gerade ist – wo ich bin – wo wir sind: ummantelt von der Tradition, mitten im Meer des gesellschaftlichen Durcheinanders. „Der Geist Elias ruht auf Elisa.“ Der Geist desjenigen Menschen, dessen Gott eine Zusage ist: Ein Gott „mittendrin“.

 

***

 

(RvD) Der Gott „mittendrin“ trägt den Namen „Ich werde dasein, als der ich dasein werde. ICH BIN DA!“ Diesen Namen konnte Mose erlauschen, als Gott ihn zu den in Ägypten bedrängten Israeliten schickte. Mit dem Vertrauen auf diesen Namen und der in ihm steckenden Zusage machte er sich auf den Weg – in Richtung Befreiung. Es gab keine wirklich sinnvolle weitere Ausstattung: Nur diese Zusage: Was dir auch immer begegnet, wohin du auch immer gehst: ICH BIN DA! Der Gott „mittendrin“ – mehr konnte Israel auf dem Weg durch seine dramatische Geschichte letztlich über Gott nicht sagen. Weniger nicht! In dem Lied von Adel Tawil aus dem letzten Jahr werden die entscheidenden Fragen gestellt; eine der Fragen lautet: „Ist da jemand… der mit mir bis ans Ende geht?“ ICH BIN DA! – lautet die ewige Antwort. Elisa erfährt genau dieses Mit-Sein Gottes. Aber der Weg durch den unfassbaren Schmerz der Trennung von Elia bleibt ihm nicht erspart. Und er setzt die ihn ummantelnde Tradition in seiner neuen Situation ein. Geht es darum: Im Vertrauen auf Gott einzusehen und anzunehmen, dass wir mitten im Meer der Wirklichkeit wieder und wieder im Chaos stehen? Im Chaos der eigenen Angst und inneren Zerrissenheit, des eigenen Versagens und Verzagens, im Chaos menschenverachtender Strukturen: Eben in der Realität des Baal. Und doch schenkt uns der „ICH BIN DA“ die Hoffnung darauf, dass es dennoch und trotzalledem Zukunft und Hoffnung gibt – für jede und jeden von uns, für die ganze Schöpfung: Gestern: Hoffnung! Heute: Hoffnung! Bis in alle Ewigkeit: Hoffnung – darauf, dass uns am Ende eben nichts von Gottes Liebe trennen kann! Von Mose wird es erzählt, von Elia und Elisa wird es erzählt, von Jesus wird es erzählt. Wie wunderbar wäre es, wenn wir je und je innehalten (nicht erst am Ende unseres Lebens, aber auch dann!) und sehr leise, aber um so gewisser dem ICH BIN DA! unser Danke entgegenstammeln würden.

 

***

(SR) Es ist eine Reihe großer Namen, in denen der eine Name, das göttliche ICH BIN DA, sich bemerkbar macht: Mose, Elia, Jesus. Generationen nach den großen Propheten kommt der eine, unscheinbare Prophet aus Nazareth. In ihm glauben Menschen auf einzigartige Weise den ICH BIN DA zu erkennen, der schon bei Mose und Elia gewesen ist. In ihm erleben sie aufs Neue, was ihnen von den Vätern und Müttern über Elia und Mose erzählt wurde. Man erzählte sich in der Jesusschule sogar diese eigenartige Geschichte von einer Unterhaltung auf dem Berg: Jesus mit Elia und Mose. So unterschiedliche Menschen, verschiedene Geschichten – derselbe Gott „mittendrin“. In einer solchen Atmosphäre einer gemeinsamen Tradition ist „gut sein“.

Sie alle drei sind Geschichten der Einladung. Sie laden ein, in ihnen den Gott „mittendrin“ zu entdecken. Vielleicht mit Mose einen Gott der Befreiung; womöglich mit Elia seinen Gott, der schweigend und redend gegen menschenverachtenden Ideologien antritt; mit Jesus gelegentlich einen Gott, der nicht „von oben herab“ belehrt, sondern sich aus tiefster und schmerzlichster eigener Erfahrung nach echtem Trost sehnt. Trost für uns – und womöglich sehnt sich das Göttliche auch manches Mal nach Trost für sich selbst. „Gott wird abwischen alle Tränen“ – vielleicht auch die eigenen.

Elia und Elisa – eine Erzählung von Schmerz und Trost, von Abschied und Trauer. Eine Geschichte von Weisen und Besserwissern, von Spektakeln und Ernüchterung. Eine Geschichte voller Zweideutigkeiten, Unschärfen und Verworrenheiten – wie das Leben. Und in all dem eine Erzählung über das Suchen und manchmal Finden dieser leisen Stimme verschwebenden Schweigens. Die Bitte um den Geist, der das Leben einst über den Wassern schwebend aus dem Nichts herausrief. Die Sehnsucht nach dem Gott, der so manches Mal vor unseren Augen verschwindet und nichts zurücklässt als die Zusage seines Namens. Ein Name, der im Schmerz manchmal Hohn ist – doch vielen Menschen auch immer wieder Hoffnung: ICH BIN DA. Bis ans Ende aller Tage. Trotz allem.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.