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Klimagerechtigkeit und christlicher Glaube

03.03.2024 – Predigt von Christian Spiertz

Dr. Friederike Otto forscht mit einem Basisteam von ca. 10 Wissenschaftler:innen an den Auswirkungen des Klimas auf Gesellschaften weltweit. Gemeinsam beobachtet sie in verschiedenen Ländern und Gesellschaften, wie sich der Klimawandel vor Ort auswirkt. Dürreperioden, Hitzewellen, Überschwemmungen, Sturm- und Unwetterkatastrophen werden mit wissenschaftlicher Präzision gemessen und die Ergebnisse werden ausgewertet.

Doch lautet ihr verblüffendes Fazit nicht, dass der Klimawandel und Klimakatastrophen die Ursachen für die Probleme sind, unter denen Menschen vor Ort leiden, sondern es sind die Maßnahmen, die (nicht) ergriffen werden. Der Klimawandel trifft Armut und Mittellosigkeit viel härter, als die reiche und mächtige Bevölkerung eines Landes.

Ein Beispiel. Dass der weltweite Klimawandel dafür sorgt, dass bestimmte Wettereignisse häufiger stattfinden und extreme Wetterlagen immer gefährlicher werden, muss uns klar sein. Doch was passiert, wenn eine Familie, die von landwirtschaftlichen Erzeugnisses lebt, durch Hitze- und Dürreperioden schwerwiegende Probleme bekommt. Wenn nicht nur die Ernte ausbleibt, sondern auch das wichtige Saatgut für die nächste Bepflanzung des Ackers. Landwirtschaftliche Betriebe mit viel Eigenkapital auf der hohen Kante, werden eine solche Situation überstehen und zehren von ihren Kapitalanlagen, egal in welchem Land sie leben. Eine in Armut verlorene Familie, wird allerdings keine Chance haben zu überleben. In vielen westlichen Ländern, wie Deutschland werden solche Schicksalsschläge über den Sozialstaat aufgefangen. Auch wenn Bürgergeldbezug oder Kreditschulden und andere Abhängigkeiten keine schöne Sache sind, werden die Auswirkungen dennoch weit weniger schlimm sein, im Vergleich zu Ländern, die kein Sozialstaatssystem haben.

Das bedeutet, Klimagerechtigkeit ist kein physikalisches Problem, sondern eine waschechte soziale Frage. In ihrem Buch “Klimaungerechtigkeit” beschreibt Dr. Friederike Otto zahlreiche solcher Situationen, in denen der Klimawandel nicht primär eine physikalische Problematik darstellt, sondern die Gerechtigkeitsfrage aufwirft. Sie stellt und beantwortet die Frage danach: “Was die Klimakatastrophe mit Kapitalismus, Rassismus und Sexismus zu tun hat.”

Ich bekomme immer mehr ein Gefühl dafür, dass Klimawandel primär die Frage nach sozialer Gerechtigkeit aufwirft. Und das ist auch gut so!

Aber fragen wir weiter: “Was hat eigentlich christlicher Glaube mit diesem Thema zu tun?” Manche meinen, wir sollten als Gemeinden doch lieber einfach beim Kerngeschäft bleiben und Glaubensthemen behandeln und das Evangelium verkünden. Ich bin der Meinung, Evangelium gehört genau inmitten dieser Thematik. Christliche Gemeinden, sollten genau dort aktiv werden, wo Ungerechtigkeiten systematisch Leben und die Würde des Menschen als Ebenbild Gottes gefährden. Lasst uns darüber gemeinsam am 03.03.2024 im Gottesdienst nachdenken. Ich freue mich schon drauf.