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KW 37 – Ich bin hindurch

Ein junger Mann im besten Alter von 23 Jahren steht Nachts um 3 Uhr auf. Nicht etwa um aufs Klo zu gehen, um von dem nächtlichen Blasendrang befreit zu werden, sondern um zu beten, wie es üblich im Dreistundentakt das Anliegen eines Mönchsbruders war. In Askese und Versenkung und ständigem Gebet wollte der junge Mann sein Glück in der tiefen Verbindung mit Gott finden.

Aber statt tiefste Glückseligkeit in der Nähe Gottes zu finden, empfindet der 23-Jährige einen immer größeren Abstand zwischen dem Suchenden und dem Gegenstand seiner Suche. Gott scheint ihm unendlich fern, obwohl seine Überzeugung ihm sagt, dass der Mensch doch zur Vollkommenheit berufen sein muss.

Gott ist fern, weil der Mensch ein so sagenhafter Sünder ist. Wie kann Gott da nahe sein? – So die Logik des noch jungen Martin Luthers.

In einem Gespräch mit Johann von Staupitz wird Luther auf eine neue Spur gelenkt:

“Nicht Gott zürnt dir, Martinus, sondern du zürnst Gott”, so Staupitz.

Statt sich zu fragen, “Wie kriege ich einen gnädigen Gott”, macht sich Luther fortan auf theologische Tuchfühlung mit dem Christus und kommt zu dem Schluss:

“Da endlich! Nach tage- und nächtelangem Nachsinnen kam es mir. Jetzt verstand ich, was Gerechtigkeit Gottes heißt: Sie ist das Geschenk, das den Menschen gerecht macht!”

Nicht tagelanges Beten im dreistundentakt, das ständige Beichten kleinster Lapalien und die Versenkung in tiefgläubige Spiritualität, sondern einfach Gottes Gnadengeschenk in Christus versöhnt den Menschen mit Gott.

‌Etwas zum Schmunzeln und eine tiefe Wahrheit

Diese Erkenntnis soll Martin Luther angeblich “super cloacam” gekommen sein, als er den Vers aus Römer 1,17 nach vielen Jahren Theologietreiben endlich begriffen hat. Also nicht Nachts um 3 Uhr beim Stundengebet, sondern auf dem Klo im Turmhaus. – Aber das ist nur ein Mythos, der erst viele Jahre später über Luthers Theologietreiben behauptet wurde. Ich will das an dieser Stelle aber nicht verschweigen, sondern zum Schmunzeln anhängen, weil es so schön im Gedächtnis bleibt. Die besten Gedanken entstehen eben doch auf dem Klo! Es lohnt sich also Klolektüre bereit zu stellen.

‌In diesem Sinne wünsche ich euch eine gesegnete Woche mit guten Ideen und Gedanken, ob auf dem Klo, oder sonst wo.

‌Liebe Grüße, ‌euer Christian